Ostern in Grainau – Tag 1: Über die Partnachklamm und das Reintal zum Schachenhaus

Ein Osterausflug durch die Partnachklamm in Richtung Schachenhaus und über den Kälbersteig zurück – zu unserem Glück mit wenig Schnee.

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Über Ostern nach Grainau

Am Donnerstag vor Ostern sind meine Freundin und ich zu unserer Ferienhütte im Zugspitzdorf Grainau aufgebrochen, in der wir die diesjährigen Ostertage verbringen wollten. Noch müde von der Anfahrt am Donnerstag ging es relativ zeitig ins Bett. Noch von den ersten Sonnenstrahlen geweckt sprang ich dann auch erstmal wie von der Tarantel gesprochen aus dem Bett. Meine Freundin war sicherlich der festen Überzeugung, dass es mich auf das WC zieht, aber mich trieb der Weg nach draußen: hatten wir am Ankunftsabend doch wegen der Dunkelheit keinerlei Berge erkennen können am Horizont, trieb mich nun die Neugierde aus dem Bett und ließ mich die Morgenröte in Grainau genießen.
Kurz danach wieder ins Bett gelegt ging es dann kurz nach 8:00 h aus den Federn: Stand doch immerhin heute eine ca. 25 km lange Wanderung an, von der wir aufgrund unserer beider Ortsunkenntnisse im Wettersteingebirge, keinerlei Ahnung hatten wie anstrengend es denn tatsächlich wird. Immerhin sollte an diesem Tag das Wetter einigermaßen mitspielen: der früh morgendliche blaue Himmel war zwar recht zügig weiß bedeckt, aber es war nicht allzuviel Regen vorausgesagt.

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Karfreitags Spaziergang

Kurz überlegt was wir denn anziehen, beschlossen wir mit Laufklamotten in die Berge zu gehen. Danach rasch die Laufrucksäcke mit Kinderschokolade, Müsliriegel, Wasser und anderem Gedöhns befüllt und ab ging es kurz bei unserem Gastgeber vorbei um uns vorzustellen. Dieser stellte uns netterweise eine Grainau-Card aus, die es uns ermöglichen sollte mit vergünstigten Eintritt z.B. durch die Partnachklamm zu kommen. Nach unserem heutigen Ausflugziel gefragt, musterte er uns kurz und fragte, ob denn das alle Klamotten wären, die wir dabei haben, denn da oben in den Bergen läge immerhin noch Schnee rum…Beruhigend verwies ich darauf, dass wir immerhin noch Regenjacken im Laufrucksack bei uns führen und wir vorhaben doch einigermaßen zügig und ohne größere Pausen in Bewegung zu bleiben. Darauf ließ er uns guten Gewissens gehen und wir machten uns mit dem Auto auf den Weg nach Garmisch-Partenkirchen.

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Die Partnachklamm

Ausgangspunkt der Tour ist der Parkplatz am Olympia Skistadion unterhalb der Skisprungschanze. Für den Gebührenpflichtigen Parkplatz mussten wir noch kurz Geld bei Touristen wechseln, da der Wechselautomat wohl noch keine neueren 5 Euro Scheine erkennt. Aber kein Problem: Ein Tagesticket gekauft und auf ging es, gut ausgeschildert am Station vorbei, der Partnach folgend in Richtung der Partnachklamm. Nach ca. 2 km auf der asphaltigen Straße erreicht man das Kassenhaus, an welchem wir unser Eintrittsgeld in die Klamm entrichteten.

Das Geld könnte man sich natürlich auch sparen, indem dem kleinen Wanderweg folgt, der unmittelbar vor dem Kassenhaus einen nach oberhalb der Klamm führt. Der Besuch der Klamm an sich ist jedoch unbedingt zu empfehlen. Da von den Klippen der Klamm Wasser hinunterplätschert, stehen die Chancen hoch, dass man ab und zu einen Tropfen abbekommt und somit wohl nicht mit seiner besten Hochsteckfrisur daherlaufen sollte. Diese wäre zudem hinderlich, da die ausgehöhlten Gänge relativ niedrig sind: ich musste mit meinen ca. 1.86 m in einem permanent gebückten Zustand durch die Klamm laufen. Allerdings entschädigt für die etwas ungewohnte Körperhaltung die spektakuläre Klamm. Alleine das tosende und tobende Geräusch, welche die Partnach durch die Klamm von sich gibt, bleibt dabei unvergesslich.
Von unten wird die Neugierde auch durch 1-2 Brücken erweckt, die oberhalb der Klamm verlaufen. Eine davon sollten wir zwei Tage später schon überqueren.

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Von der Partnachklamm ins Reintal

Das Tal in dem die Partnach zwischen Zugspitzplatt und Partnachklamm verläuft, bezeichnet man als Reintal und bietet laut dem DAV einen der technisch leichtesten, wenn auch längsten Anstiege auf die Zugspitze. Wir folgten der Partnach jedoch nur auf dem im unteren Teil zumindest relativ breiten Wanderweg bis zum Oberreintalbach. Unterwegs stoppten wir immermal wieder wegen der eindrucksvollen Atmosphäre, die bereits in dem untersten Bereich des Tales aufkommt. Die Farbe der Partnach bietet einen wunderschönen Kontrast zur noch eher früh-Frühlingshaften Umgebung, die langsam kindlich grün zu Erwachen scheint. Tatsächlich schien um Ostern herum der Frühling im Wettersteingebirge dem Frühling in Bonn ca. 6 Wochen hinterherzuhinken. Unterwegs begegneten wir den ersten Schneeflatschen am Rand, auf welchem wir bereitwillig unsere Fußabdrücke hinterließen. Schnee gab es bei uns in Bonn ja dieses Jahr gar nicht, und so waren wir gespannt was uns weiter oben denn noch diesbezüglich erwarten sollte.

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Aufstieg zum Schachenhaus

Am Oberreintalbach verließen wir den recht breiten Wanderweg und gerieten alsbald auf pfadigeres Terrain durch den Gebirgswald um uns in Richtung des Schachenhauses aufzumachen. Am Beginn des Aufstiegs zum Schachenhaus prophezeite uns ein Schild, dass das Schachenhaus wider erwarten geöffnet haben sollte. Das hieße, dass man nicht nur die Fassade zu Gesicht bekommt, sondern auch das prunkvolle orientalische Zimmer. Ein Grund sich zu freuen. Der Weg verlief auf den typisch engen Bergpfaden und wir machten schon bald auf ein paar Serpentinen einige Höhenmeter gut.

Auf knapp 1400 Höhenmeter gerieten wir das erste mal in knietiefen Schnee. Da wir die ersten Wanderer an diesem Tag auf diesem Weg waren, waren noch keine Spuren im Schnee hinterlassen und wir mussten, mit Hilfe der Strecke auf den Laufuhren, selbst den richtigen Weg einschlagen. Wenn man dies nicht gewöhnt ist, legt sich auch bereits auf so kurzen Stücken der Hauch der Orientierungslosigkeit und Ungewissheit über einen. Es ist dabei unmöglich tatsächlich auf den korrekten Weg zu bleiben – Im Schnee hat man keinerlei Anhaltspunkte mehr, wo dieser verlaufen könnte. Relativ selten gab der Schnee unerwartet unter den Füßen nach und ließ einen knietief einsacken. Nach einem kurzen Stück, die es so durch den Schnee ging tauchte in einer angedeuteten Kurve der Weg wieder auf und es machte sich eine kleine Erleichterung bei uns beiden breit.

Von nun an verlief der Aufstieg dabei größtenteils schneefrei an der Sonnenseite des Berges. Teilweise ist er Stahlseil versichert. Vereinzelnd findet sich zudem auch ein kleiner und äußerst kurzer Klettersteig auf dem Weg: ein Stück Klammern und Eisenstifte zum hochgehen. Die bereiten jedoch mit etwas Trittsicherheit keinerlei Probleme, so dass ein Aufstieg auch totalen Klettersteiganfängern wie wir es sind möglich ist. Der Aufstieg wurde dabei immer wieder vom Blick auf die eindrucksvolle Bergkulisse unterbrochen.

Als wir auf Höhe des Schachenhauses ankamen verschlechterte sich jedoch das Wetter: Es fing mittlerweile leicht an zu schneien und recht dichter Nebel zog auf. Zudem lag auf der Hochebene auch wieder vermehrt Schnee. Jedoch war das Schachenhaus in Sichtweite. Wir folgten den Spuren von Schneeschuhwandereren dorthin und erreichten es bei immer stärker werdenden Schneefall. Enttäuschung machte sich breit, als wir feststellten, dass das Schachenhaus, wie ursprünglich erwartet, doch geschlossen war.

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Abstieg vom Schachenhaus aus: Schachenweg und Kälbersteig

Wir legten eine kurze Pause im Schnee auf einer noch freistehenden Bank unterhalb des Schachenhauses ein und stärkten uns für die Rückkehr mit Hilfe ein paar Schokoladentäfelchen. Von dem Panoramablick, den man bei gutem Wetter dort sicher haben wird, blieb wegen der anhaltenden Schneefalls und dem damit verbundenen Nebel leider nichts übrig. Pausen lassen den Körper zudem recht zügig auskühlen und somit hielt uns nichts am Schachenhaus, was uns zu einer längeren Verweildauer einlud. Wir machten uns also wieder durch das Schneefeld am Schachen auf in Richtung Abstieg – Abermals in der Hoffnung, dass wir ungefähr auf dem richtigen Weg sind. Aufgrund des anhaltenden Schneefalls verzichteten wir zudem vermehrt auf die Benutzung der Kamera, dafür fanden wir unterwegs jedoch noch die Zeit eine kleine Schneemannparade zu bauen.
Wir folgten kurz dem Schachenweg und verließen diesen Querfeldein (da wir die Abzweigung übersahen) in Richtung des Kälbersteigs. Der Kälbersteig ist wieder sehr schmalpfadig, war er im oberen Teil noch stark beschneit, so lud er im unteren Teil zum Trailrunning ein und so liefen wir ab ca. 1500 hm bis 900 hm den wunderschönen Kälbersteig im gehobenen Tempo hinab.

Immerhin etwas also gelaufen an diesem Tag. Beim Runterlaufen stellten wir fest, wie ungewohnt es doch für uns ist, über einen so großen Zeitraum bergab zu laufen.
Auf dem Kälbersteig befinden sich stellenweise Stufen. Diese sind sicherlich angenehmer runterzulaufen als raufzuklettern. Unsere Laufrichtung der Tour stimmte also: Wären wir z.B. zuerst über den Kälbersteig in Richtung Schachenhaus aufgestiegen, wären wir sicherlich nicht weitergelaufen, da wir erwartet hätten, dass der komplette Weg zugeschneit wäre. Tatsächlich hatten wir am Berg und am Klettersteig beim Aufstieg vom Reintal kommend jedoch nur einen äußerst minimalen Anteil an Schnee. Also, alles perfekt gelaufen.

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Zurück nach Garmisch-Partenkirchen

Der Kälbersteig endet in der Nähe des Ausgangs der Partnachklamm. Dort haben wir an der Partnach noch ein kleine Steinmandl gebaut und machten uns danach wieder durch die Partnachklamm in Richtung Heimat. Wir absolvierten aber zuvor noch einen Besuch auf einer der Brücken über der Partnachklamm um einmal von oben das Spektakel an der Partnachklamm zu sehen. Danach ging es wieder die 2 km Straße, die sich nun ewig ziehen wollten zurück zum Parkplatz am Skistadion.

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Fazit

Insgesamt eine wunderschöne Wanderung und ein schöner Einstieg in unser Osterwochenende – auch wenn leider am Höhepunkt unserer Tour die Aussicht aufgrund des Wetters nicht mehr mitspielte. Aber so hat man immerhin noch einen Grund einmal wiederzukommen.
Zeitgleich war es auch ein erster Kontakt mit Schnee in diesem Jahr. Schneeschuhe wären zwar schon von Vorteil gewesen, aber wirklich notwendig waren sie auf dieser Tour nicht.
Nach einer ausführlichen Dusche in unserer Ferienhütte ging es dann noch zum Käsespätzl-Essen nach Grainau.

Streckenverlauf und Daten

Gesamtstrecke: 30.42 km
Maximale Höhe: 1919 m
Minimale Höhe: 744 m
Gesamtanstieg: 1675 m
Gesamtabstieg: 1658 m
Gesamtzeit: 08:22:29
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