Das Brüderwochenende in Ehrwald geht in die finale Runde. Es steht die Besteigung der Zugspitze über das Gatterl auf dem Programm. Als Abstiegsroute haben wir die kilometerreiche Strecke über das Reintal nach Garmisch-Partenkirchen gewählt. Von dort geht es dann mit der Bahn wieder in Richtung unseres Ausgangspunkts in Ehrwald.
Wir verbrachten die Nacht mit zu wenig, aber guten Schlaf. In Gedenken, dass der Zeltabbau aufgrund erfahrungsmangel wohl etwas länger bei uns dauern wird, stellten wir den Wecker schon auf 3 Uhr. Immerhin stand viel auf dem heutigen Tagesprogramm: Es sollte über das Gatterl auf die Zugspitze und über das Reintal zurück gehen. Da wir auch noch mit dem Zug von Garmisch-Partenkirchen zurück nach Ehrwald kommen mussten, standen wir bei dieser Wanderung nicht ganz unerheblich unter Zeitdruck. Das frühe Aufstehen hat sich jedenfalls gelohnt. Nachdem wir uns gewaschen und versorgt haben und das Zelt in seine Bestandteile zerlegten war es doch wieder kurz vor 5.
Über das Gatterl zur Zugspitze
Wir marschierten in Richtung Gatterl vorbei an Ehrwalder Alm und Hochfeldern-Alm. Kurz vor dem Feldernjöchl durften wir daran teilhaben, wie die Sonne langsam über die Bergspitzen stieg.
Für mich war der komplette Weg bekannt, für mein Bruder war hingegen das Stück über den Plattensteig zwischen Gatterl und Knorrhütte noch unbekannt. Wir waren recht gut in der Zeit und konnten den herrlichen Ausblick auf die Zugspitze genießen, die von der Sonne mittlerweile geweckt wurde und wie ein Streichholz leuchtete. Das morgendliche brennen des Wettersteins ist ganz großes Kino.
Die Knorrhütte würdigten wir keinen Blick und wir marschierten Schnurrstracks entlang der etwas öden Mondlandschaft am Zugspitzplatt zur Sonnalpin. Dort machten wir in den Sonnenliegen eine kurze Pause und dann ging es weiter aufwärts auf den Klettersteig zur Zugspitze. Oben verletzte sich mein Bruder an einem Stahlseil. Diese sind aufgrund der starken Benutzung an den Übergängen manchmal stark ausgefranst ist und es besteht daher akute Verletzungsgefahr ohne Handschuhe.
Nachdem er sich verarztet hat ging es aber auch schon weiter und wir erreichten rasch die Touristenhochburg der Zugspitze. Ohne zu gucken was uns erwartet machten wir uns auf zum Gipfelkreuz. Eine katastrophale Entscheidung. Der kurze Zuweg zum Kreuz ist nochmal durch einen kleinen Klettersteig markiert und ist völlig überlastet. Am Gipfelkreuz standen wir vielleicht 15 Sekunden, ehe wir wieder den Rückzug antraten. Die letzten Meter bis zum Gipfelkreuz kann man sich das nächste mal gut sparen. Es lohnt sich nicht und ist viel zu gefährlich.
Über das Reintal nach Garmisch-Partenkirchen
Die Zugspitzbesteigung haben wir also endlich geschafft. Als Belohnung gab es dann drei Stücke Kuchen (für zwei Personen). Mir tat mittlerweile der Fuß wieder weh und es war doch schon später als gedacht. Wir überlegte, ob wir komplett mit der Seilbahn nach Ehrwald fahren oder mit der Gondelbahn runter zu Sonnalpin und von dort an dann über das Reintal nach Garmisch-Partenkirchen. Wir entschlossen uns für die Gondelbahn und folgten so unserem ursprünglichen Vorhaben und liefen so zurück zur Knorrhütte. Eigentlich wollten wir das Bergabstück laufen, aber ich brauchte wegen des Fußes an der Knorrhütte eine etwas längere Pause an der wir nicht nur mich, sondern auch ein paar Dolen versorgten.
Der steile Abstieg in das ansonsten eher flache Reintal verging fast ohne Probleme und im Reintal angekommen machten wir uns erstmal auf zum Partnachursprung. Von dort ging es weiter zur Reintalangerhütte, die winterfest gemacht wurde. Richtig genießen konnte ich den Weg durch das Reintal wegen meiner Fußschmerzen leider nicht, aber dennoch erreichten wir irgendwann die Partnachklamm.
Auf den Weg nach Garmisch kamen wir noch an ein paar Schafen vorbei, die sich geschickt als Kühe tarnten, sonst war der Weg zum Bahnhof jedoch unspektakulär. Die Bahn erreichten wir zeitig und die letzten Kilometer bis zu unserem Parkplatz in Ehrwald legten wir auch noch leicht zurück.
Heimweg mit Startschwierigkeiten
Die Überraschung kam dann, als wir im Auto saßen und nach Hause fahren wollten: Die Batterie war leer und das Auto ging nicht mehr an. Zu unserem Glück waren in der Nähe noch Personen, die sich bereiterklärten uns Starthilfe zu geben. So konnten wir so müde wie wir waren nach Hause fahren und das Kapitel „Besteigung der Zugspitze“ kann nun erstmal abgehakt werden, bis wir uns auf neuen Wegen hochtrauen.
Fazit
Die Bewanderung der Zugspitze über die beiden Normalwege Gatterl und das Reintal als Tagestour ist aufgrund der bloßen Distanz ein recht anstrengendes und mühsames Unterfangen und sicherlich nur trainierten Personen zuzumuten. Für konditionsschwächere lässt sich die Tour aufgrund der umliegenden Hütten auch sehr gut als 2 Tagestour absolvieren. Nachhaltig störend empfand ich das letzte Stück bis zum Gipfelkreuz. Der Zugspitzgipfel ist oftmals touristisch so überlaufen, dass man als Bergsteiger das Gipfelglück und die Gipfelidylle an diesem Berg vergeblich sucht und der Gang bis zum Gipfelkreuz einer Abfertigung gleicht. Die Aussicht von Deutschlands höchsten Berg bleibt dennoch grandios und die Zugspitze ist allemal eine Besteigung wert, zumal die hier bewanderten Zuwege technisch nicht sonderlich anspruchsvoll sind.