Beim Zugspitz Ultratrail 2015 wagten wir uns zu dritt auf die Supertrail Distanz. 60 km bei fast 3000 Höhenmetern standen eigentlich auf dem Programm. Wegen eines frühsommerlichen Wintereinbruchs wurde der Streckenverlauf jedoch um die Ehrenrunde zur Alpspitze gekürzt. Schön war es dennoch.
Der Zugspitzultratrail findet klassischerweise an einem Wochenende Ende Juni im wunderschönen Grainau, direkt am Fuße des Wettersteingebirges statt. Wir kamen donnerstags in unserer Ferienwohnung an. Freitags wurden wir vom Regen geweckt und kümmerten uns erstmal um ein üppiges Frühstück.
Im Anschluß holten wir unsere Startunterlagen im Kurhaus von Grainau ab. Auch auf dieser Veranstaltung wird dem Sportlerherz auf einer kleinen Messe einiges geboten – leider an diesem Vormittag auch Regen. Nach dem daher relativ kurz ausfallenden Messebesuch machten wir uns auf zu einem kleinen Spaziergang.
Es ging durch die Höllentalklamm und über den Stangensteig zurück – genau das Richtige um sich die Beine zu vertreten. Wenn auch insbesondere noch die Klamm durch den zusätzlichen Regen sehr nass und auch schon ein wenig ungemütlich war, hatten wir auf dem Rest der Runde Glück: Das Wetter hielt sich und so konnten wir Schritt für Schritt der Tour genießen. Für meine Freundin bot zudem die Wanderung auch eine Möglichkeit ihre neuen Stöcke erstmalig im alpinen Gelände auszutesten – Eine Generalprobe, die die Stöcke mit bravur meisterten.
In der Grainauer Gegend gibt es zwei Klammen, die Partnachklamm und die Höllentalklamm. Für mich persönlich stellt dabei die Höllentalklamm die für mich eindrucksvollere Erfahrung dar. Der kurze Rundweg durch die Klamm hindurch und dann oberhalb der Klamm auf dem Stangensteig zurück ermöglicht einen optimalen Spaziergang mit Ausblick auf die umherliegenden Berge.
Pastaparty in Grainau
Nach unserer kleinen Exkursion zur Höllentalklamm stand am Abend die Pastaparty mit dem begleitenden Briefing für den Zugspitz Ultra auf dem Programm. Auch dieses Jahr traf man wieder Läufer und Läuferin, grüßte sich, lachte und fachsimpelte miteinander. Das Briefing mit der Pastaparty zusammenzulegen ist ein netter Zug des Organisators und vermutlich auch einer der Gründe warum der ZUT auch als Klassentreffen in der Trailrunnerszene bekannt ist. Beim Briefing wurde bereits vor “`Wetterproblemen”‘ gewarnt, die sich am folgenden Tag auch Bewahrheiten sollten: die Strecken wurden verkürzt.
Bei unserem Supertrail betraf dies nur den letzten Teil des Aufstiegs zur Alpspitze, der Ultratrail verlor hingegen deutlich mehr Wegstrecke. So kamen am Ende nur noch ca. 54 km (und ca. 300 Höhenmeter weniger) auf unserer Supertrail-Distanz zusammen. Der Supertrail stellt für meine Freundin eine Premiere da: zwar haben wir bereits beim Karwendelmarsch im letzten Jahr eine Ultradistanz hinter uns gelassen, dort sind wir jedoch damals offiziell nur als Wanderer gestartet. Somit ist der Supertrail der erste offizielle Ultra meiner Freundin und die Vorfreude, aber auch die Nervösität, vor der Distanz dementsprechend groß.
Ein (verkürzter) Supertrail
Am Wettkampftag schauten wir uns zuerst den Start der Ultratrailer an und fuhren anschließend mit dem Bus zum Start nach Leutasch.
Die Strecke des Supertrails trifft bereits nach wenigen Kilometern und noch am ersten Aufstieg in Richtung Scharnitzjoch auf die Strecke des Ultratrails. Der Start von Leutasch aus verläuft dabei die ersten 2-3 Kilometer flach, ehe es dann bis zum Scharnitzjoch nur noch bergauf geht. Das Starttempo im Feld empfand ich für einen 60 Kilometer Lauf schon als recht ambitioniert, allerdings zieht sich das Feld auch recht schnell beim ersten Anstieg auseinander. Zumal der Weg gerade anfangs stellenweise recht breit ist, bieten sich auch genug Gelegenheiten andere Läufer zu überholen und von anderen Läufern überholt zu werden, ehe man dann sein eigenes Tempo gefunden hat. Während mein Bruder so einen Schritt voraus war, versuchte ich bei meiner Freundin zu bleiben, die ihr Tempo am ersten Anstieg noch nicht so recht gefunden zu haben schien. Mein Plan war es für unsere kleine Gruppe bis zum ersten Cut-Off möglichst viel Zeit rauszulaufen, damit wir den Rest der Strecke genußvoll angehen konnten. Auf dem Papier sieht der erste Cut-Off nämlich schon so aus, als ob man sich anstrengen müsste: es sind ca. 1000 Höhenmeter bei ca. 17 km in 3.5 Stunden zu absolvieren. Und mit diesem Plan im Hinterkopf drängte ich meine Freundin, wohl mehr als nötig, in Richtung des Jochs. Mit jedem Schritt, den wir weiter nach oben machten, wandelte sich der Regen mehr und mehr zu Schnee, so dass wir letztendlich im schönsten Schneefall das Joch erreichten.
Über das Scharnitzjoch hinaus
Den ersten recht kräftigen Anstieg hinter uns gelassen war meine Freundin wie befreit und wir flogen förmlich an den anderen Läufern vorbei, die uns beim Aufstieg überholt haben. Der Downhill führt in Richtung Hubertushof, den wir ohne nennenswerte Probleme erreichten. Vom Hubertushof verläuft dann ein recht unspektaküläres Stück entlang der Leutascher Ache bis nach Mittenwald. Bei Mittenwald geht es wiederum durch den Wald ehe man dann zu den Basetrail Läufern (die ab Mittenwald den Anstieg entlang des Wasserfalls bewältigen müssen) am Ferchensee zusammenstößt.
Ab dort war die Strecke dann auch wieder uns allen dreien bekannt und wir konnten uns so mental auf einen glitschigen und matschigen Kälbersteig vorbereiten und einen saftigen Aufstieg zum Verpflegungspunkt an der Partnachalm, der so langsam dann auch den Endaufstieg zur Alpspitz einleutet. Nicht zu erwähnen brauche ich, dass bis dahin der Regen eingesetzt hat, so dass es nur noch wenige Bilder gibt.
Richtung Alpspitze
Nachdem wir die unzähligen Serpentinen auf dem Anstieg zu Alpspitze am VP Langenfelder hinter uns gelassen haben und uns mitgeteilt wurde, dass die Strecke nicht mehr zur Bergstation am Osterfelderkopf hinaufführt, mischte sich neben ein wenig Enttäuschung auch Erleichterung ein: wir haben es geschafft, ab hier geht es nur noch über den Jägersteig in Richtung Hammersbach bergab. Dabei ist wegen der Witterung gerade auf dem letzten Stück nochmal erhöhte verletzungsgefahr angesagt. Wenn man Hammersbach erreicht hat, weiß man, dass man es geschafft hat. Der Straße folgt man ca. 2 km ins Ziel, wo wir uns glücklich in die Arme fielen. Meine Freundin hat ihren ersten offiziellen Ultratrail erfolgreich absolviert! Yippie!
Ausklang des Ultra-Wochenendes
Am nächsten Tag ging es dann, um viele Eindrücke bereichert und nach einem super Wochenende nochmal auf einen kleines Beinevertreten zum Eibsee. Die Tour über den Grainauer Höhenweg war zwar länger beabsichtigt, jedoch genau das richtige für einen gelungen Abschluß des Wochenende, zumal das Wetter endlich mitspielte.
Am nächsten Tag ging es dann über Augsburg zurück ins Rheinland. Projekt Zugspitz Ultratrail wurde auch dieses Jahr von uns erfolgreich abgeschlossen.
Fazit Eiger Ultratrail 2015
Nach zweimaliger Teilnahme am Zugspitz Ultratrail wird es uns drei wohl vorerst nicht noch einmal ins Wettersteingebirge zu dieser Veranstaltung ziehen. Die Strecke ist nett, zweifelsfrei, und dass man viele bekannte Gesichter sieht ist super, hinzu noch die Erinnerungen an die Veranstaltung. Aber unterm Strich blieb mir persönlich nun auch beim zweiten Mal ein noch ausbaufähiger Trailanteil der Strecke hängen: die Strecke fühlt sich an manchen Stellen eher zweckmässig als schön an. Die große Ultradistanz vom Vorjahr ist dabei noch ein Stückchen schöner in Erinnerung geblieben. Ab 2016 wird es jedoch beim ZUT Streckenänderungen geben. So wird z.B. die Strecke ab VP Ferchensee ein wenig abgeändert, was einen hoffentlich (???) höheren Trailanteil der Veranstaltung zur Folge hat. Gewiss wird es nocheinmal ein Wiedersehen in Grainau bei dieser Veranstaltung geben – die Frage ist nur wann.